Kletterverletzungen / A2 Ringbandruptur

Die A2-Ringbandruptur zählt zu den häufigsten Verletzungen beim Sportklettern und Bouldern. Sie betrifft das sogenannte Ringband A2, das sich an der Beugesehne des Fingers befindet – meist am Ring- oder Mittelfinger. Dieses Band ist eines von fünf Ringbändern, die dafür sorgen, dass die Beugesehne eng am Knochen anliegt und nicht abhebt, wenn der Finger gebeugt wird. Eine Ruptur (Einriss oder vollständiger Abriss) entsteht typischerweise durch eine plötzliche, sehr hohe Belastung – etwa beim Halten kleiner Leisten oder bei einem dynamischen Zug in offener Griffposition.

Die Verletzung kündigt sich oft durch ein deutlich hörbares „Knacken“ oder „Schnalzen“ an, begleitet von einem stechenden Schmerz in der Fingerbasis. Danach tritt meist sofort eine Schwellung auf, und der betroffene Finger verliert an Kraft. In vielen Fällen ist das Klettern oder Greifen danach nicht mehr möglich.

Die Diagnose erfolgt klinisch durch Abtasten, Beweglichkeitstests und durch eine dynamische Ultraschall- und MRT-Untersuchung zur Bestätigung. In der Regel wird eine konservative Behandlung empfohlen, sofern das Ringband nicht vollständig gerissen ist. Diese umfasst Schonung, Kühlung, schmerzstillende Maßnahmen und das Tragen einer speziellen Fingerschiene (Taping oder Ringbandschutz), um die Sehne zu entlasten. Eine Rückkehr zum Klettern ist meist nach sechs bis zwölf Wochen möglich, abhängig vom Schweregrad der Verletzung. Sollte dennoch ein operative Sanierung notwendig sein wird eine A2 Ringbandrekonstruktion mittels Ringbandersatzplastiken durchgeführt.

Um einer A2-Ringbandruptur vorzubeugen, sollten Kletternde ihre Finger systematisch aufwärmen, intensive Leisten-Griffe meiden (insbesondere im kalten Zustand), und die Fingerbelastung langsam steigern. Spezifisches Ringbandtraining und ausreichende Regenerationszeiten sind ebenfalls wichtige präventive Maßnahmen.

Eine Nahaufnahme der Hand einer Person mit einem kleinen Holzsplitter in der Handfläche, der auf häufige Kletterverletzungen wie Hautverletzungen und das Risiko eines A2-Ringbandrisses hinweist.

Kletterverletzungen / A2 Ringbandruptur Symptome, Ursachen, Behandlung

Symptome

Plötzlicher, stechender Schmerz: Oft bei einem kräftigen Zug mit gebeugtem Finger, z. B. beim Klettern („Fingerloch“, „Leiste“). Schmerz meist über dem Mittelglied des betroffenen Fingers, v. a. an der Beugesehne

„Schnalzendes“ oder reißendes Geräusch: Manche Betroffene berichten von einem Knacken oder Schnappen im Finger im Moment der Verletzung.

Schwellung und Druckschmerz: Lokalisierter Schmerz und/oder Schwellung über dem A2-Ringband (Basis des Mittelglieds). Druckschmerz entlang des Sehnenverlaufs

Sehnenabhebung („Bowstringing“): Bei vollständiger Ruptur: Die Sehne wölbt sich sichtbar vom Knochen ab, besonders beim Beugen gegen Widerstand. Finger wirkt auffallend gespannt oder verformt in Beugung

Kraftverlust beim Greifen: Besonders bei kraftvollem Zug mit gebeugtem Finger (z. B. Hängen an Griffen). Probleme bei Faustschluss oder Haltearbeit

Eingeschränkte Beweglichkeit: Schmerzen führen zu einer Schonhaltung. Evtl. Beugehemmung oder reduzierter Bewegungsradius

Ursachen

Klettersport (häufigste Ursache): Plötzliche, hohe Belastung auf einen oder mehrere Finger in gebeugter Stellung. Typisch: „Crimp-Griff“ (Finger maximal gebeugt, Daumen über dem Zeigefinger) → extrem hohe Zugkraft auf das A2-Ringband. Häufig bei Leisten oder kleinen Fingerlöchern

Andere Sportarten mit hoher Fingerbelastung: Turnen, Gewichtheben, Bouldern, Kampfsport und intensive Kraftübungen an Klimmzugstange oder Ringen

Trauma durch ruckartige Bewegung oder Zug z.B. Festhalten bei einem Sturz oder ruckartiges Ziehen an einem Gegenstand oder Abrutschen mit festgehaltenem Finger kann eine abrupte Zugbelastung verursachen.

Berufliche/handwerkliche Überlastung: Bei wiederholtem, kräftigem Zug oder Greifen (z. B. Tragen schwerer Gegenstände mit den Fingern).

Vorschädigung oder Überlastung: Chronische Überlastung (z. B. bei ambitionierten Kletterern) kann das Bandgewebe vorschädigen. Ein geringerer zusätzlicher Impuls reicht dann für Ruptur.

Risikofaktoren: Ungenügendes Aufwärmen, Vorermüdung der Finger, Technisch unsaubere Belastung und Vorbestehende Mikroverletzungen

Behandlung

Konservative Behandlung (Standard bei Teilrupturen oder vollständigen Rupturen ohne Bowstringing)

Typisch angewendet bei: Teilruptur, Vollständige Ruptur ohne sichtbares Bowstringing und fehlender Bedarf an schneller Rückkehr zum Leistungssport.

Maßnahmen: Schonung, Kühlen (zur Schmerzlinderung und Abschwellung) und Hochlagern. Immobilisation (ca. 4 Wochen) zusätzlich Verwendung einer Finger-Schiene oder Taping-Technik (z. B. „Pulley-Protection-Tape“) zur Entlastung. Beugung der Finger eingeschränkt, um Heilung des Ringbands zu ermöglichen.

Anschließend: Funktionelle Nachbehandlung: Ergotherapie zur Wiederherstellung der Beweglichkeit und Kraft, langsame Belastungssteigerung und Kletterpause für mindestens 6–8 Wochen, oft länger!

Operative Behandlung (selten nötig)

Indikation bei: Kompletter Ruptur mit Bowstringing (sichtbares oder funktionelles Abheben der Sehne), Versagen der konservativen Therapie und Leistungssportlern, die eine schnellere und vollständige Wiederherstellung benötigen.

Kurzinfos zum Eingriff

Dauer60-90 Minuten
NarkoseAllgemeinnarkose, Plexusanästhesie, Lokalanästhesie
Erholungszeit12-24 Wochen
Eine Frau in Sportkleidung klettert eine steile Felswand hinauf, mit einer Berglandschaft und blauem Himmel im Hintergrund. Sie zeigt Geschicklichkeit und Entschlossenheit und hebt gleichzeitig die Bedeutung der Vorbeugung von Kletterverletzungen wie einem A2-Ringbandriss hervor.

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Häufige Fragen

Vor dem Eingriff

Wann rät der Arzt zu diesem Eingriff?

Ein Arzt rät in der Regel zu einer A2-Ringbandrekonstruktion (Operation) nur dann, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind, da die konservative Therapie (Ruhigstellung, Taping, Physiotherapie) in den meisten Fällen ausreichend ist. Eine operative Rekonstruktion wird meist in folgenden Fällen in Erwägung gezogen: Vollständiger Riss des A2-Ringbandes oder wenn mehrere Ringbänder (z. B. A2 und A3 oder A2 und A4) gleichzeitig gerissen sind, bei chronischer Instabilität oder Nichtheilung, wenn sich trotz konservativer Therapie über Wochen oder Monate keine Besserung zeigt.

Welche Alternativen gibt es zu dieser Operation?

Alternativen zur operativen A2-Ringbandrekonstruktion sind meist konservative (nicht-operative) Maßnahmen, die in den meisten Fällen von Ringbandverletzungen erfolgreich angewendet werden.
Konservative Therapie (Standardmethode bei Teilrissen), Ringbandschutzschiene / Custom-Fingersplints, Präventives und rehabilitatives Training.

Wie bereite ich mich optimal auf den Eingriff vor?

Sprechen Sie mit uns über die Erkrankung, mögliche Vorerkrankungen, Allergien und Medikamente. Zudem sollten Sie sich über den Ablauf des Eingriffs informieren und gegebenenfalls jemanden für den Transport nach Hause organisieren.

Muss ich vor der Operation Medikamente absetzen?

In manchen Fällen ist es notwendig eine vorbestehende Blutverdünnung abzusetzen bzw. kurzfristig zu überbrücken.

Darf ich vor dem Eingriff essen oder trinken?

Falls der Eingriff in Vollnarkose durchgeführt wird, ist es in der Regel empfohlen, 6 Stunden vor dem Eingriff nichts zu essen und nur geringe Mengen Wasser maximal 2 Stunden vor dem Eingriff zu trinken. Dies hilft, das Risiko von Komplikationen bei der Vollnarkose zu minimieren. Falls eine Operation in örtlicher Betäubung durchgeführt werden kann, müssen Sie in der Regel nicht nüchtern sein und nichts weiter beachten.

Welche Untersuchungen sind vorab notwendig?

Für die genaue Diagnosstellung ist eine dynamische Sonogrfie nötig. Bei Mehrfachverletzungen und zum Ausschluss weiterer morphologischer Schäden wird ein MRT der Hand durchgeführt.

Während des Eingriffs

Was geschieht bei diesem Eingriff genau?

Das insuffiziente bzw. rupturierte Ringband wird identifiziert und mittels Ersatzlappenplastik ersetzt um die ursprüngliche Sehnenposition und Spannung Wiederherzustellen. Zur Befestigung des Ersatzlappens werden Knochenanker verwendet.

Wie lange dauert der Eingriff?

Ca. 60-90 Minuten

Welche Betäubungsmethode wird in der Regel angewandt?

Lokalanästhesie

Wird der Eingriff stationär oder ambulant durchgeführt?

Je nach Möglichkeit kann der Eingriff sowohl ambulant sowie auch stationär durchgeführt werden, sodass Sie am selben Tag oder einen Tag später nach Hause gehen können.

Nach dem Eingriff

Wie lange dauert die Genesung?

Nach einer Operation kann möglicherweise eine Gipsruhigstellung in der Regel 2-3 Wochen notwendig sein. Die Einheilungsdauer der Lappenplastik beträgt normalerweise etwa 6 Wochen. Die vollständige Rehabilitation und das Erlangen einer guten Beweglichkeit und Funktion dauern jedoch oftmals mindestens 3-6 Monate.

Was muss ich in der ersten Woche nach der Operation beachten?

In den ersten Wochen sollten Sie die Hand schonen, Schwellungen und Schmerzen mit Eisbehandlungen und Schmerzmittel lindern und empfohlene Übungen durchführen. Auch die Wundpflege und das Tragen eines Verbandes oder einer Schiene sind wichtig.

Wann kann ich meinen Alltag wieder aufnehmen?

Je nachdem welche Tätigkeiten sie durchführen benötigt es mehr oder weniger Zeit. Das Bedienen einer Tastatur kann man bereits nach 10-14 Tagen schmerzarm durchführen, jedoch ist das Heben von Lasten für 6 Wochen verboten, damit es zu keiner erneuten Ausreißen des Lappens kommt. Eine Maximalbelastung wie beispielsweise das Klettern ist für 12 Wochen postoperativ nicht möglich. Sportliche Betätigung ist je nach Sportart frühzeitig (Bsp. Joggen) oder spät (Bsp. Klettern) möglich.

Wie wird die Narbe gepflegt?

Die Narbe sollte sauber und trocken gehalten werden. Nach dem Fadenzug können spezielle Cremes oder Pflaster helfen, die Heilung zu fördern.

Was geschieht, wenn Komplikationen auftreten?

Komplikationen wie Infektionen oder Blutungen können auftreten, jedoch sind sie selten. Falls Schmerzen, Rötung, oder eine anhaltende Schwellung auftreten, sollten Sie sofort in die Ordination kommen.

Wann findet der nächste Kontrolltermin statt?

Der erste Kontrolltermin findet meist ein bis drei Tage nach der Operation statt, um die Wundheilung und den Behandlungsverlauf zu überprüfen. Der darauffolgende Kontrolltermin ist 10-14 Tage nach der Operation zur Nahtentfernung. Weitere Termine um den ergotherapeutischen Behandlungserfolg und Ihren Heilungsverlauf zu protokollieren finden zur 6ten und zur 12ten Woche sowie zum 6 ten und 12ten Monat statt. Die Behandlung ist, in den meisten Fällen, ein Jahr nach der Operation abgeschlossen.

Risiken und Einschränkungen

Wie hoch ist das Risiko für Komplikationen?

Wie bei jeder Operation gibt es auch bei der Behandlung einer Ringbandruptur Risiken, wie Infektionen, Gefäß- und Nervenschäden oder mangelhafte Stabilisierung durch das Material bzw. unbefriedigende Heilung des Gewebes.

Welche Nebenwirkungen können auftreten?

Häufige kurzfristige Begleiterscheinungen nach einer Operation können Schmerzen, Schwellungen, Blutergüsse oder Hautreizungen rund um die Operationsstelle umfassen. In äußerst seltenen Fällen kann es zu Infektionen kommen welche je nach Ausprägung konservativ (durch die Einnahme von Antibiotika) oder durch eine weitere Operation behandelt werden.

Ist der Eingriff für jeden geeignet?

Grundsätzlich ist der Eingriff bei allen Patienten/Innen durchführbar. Menschen mit schweren chronischen Erkrankungen sollten den Eingriff jedoch sorgfältig abwägen.

Beeinträchtigt der Eingriff dauerhaft die Beweglichkeit oder Funktion?

In den meisten Fällen führt eine erfolgreiche Operation zu einer guten Wiederherstellung der Beweglichkeit und Funktion des Fingers. Nur minimale Restbeschwerden können in einzelnen Fällen auftreten. Eine frühzeitige und gezielte Rehabilitation samt der Ergotherapie kann das Risiko für langfristige Einschränkungen verringern.

Die Handchirurgen
Iris Kastenberger

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