Fingerfrakturen zählen zu den häufigsten Verletzungen der Hand und können erhebliche Auswirkungen auf die Feinmotorik, die Handfunktion und die Lebensqualität haben. Sie entstehen meist durch direkte Gewalteinwirkung wie einen Sturz auf die Hand, Quetschungen, Sportverletzungen oder Arbeitsunfälle. In vielen Fällen betreffen sie die Mittel- oder Endglieder der Finger, seltener die Grundglieder. Der Daumen stellt anatomisch eine Besonderheit dar, da er nur zwei Glieder besitzt.

Fingerfrakturen / Fingerbrüche Symptome, Ursachen, Behandlung
Ursachen
Die häufigsten Ursachen für Fingerbrüche sind:
- Stürze auf die ausgestreckte Hand
- Sportverletzungen (z. B. beim Basketball, Handball oder Skifahren)
- Quetschungen (z. B. durch Türen, Maschinen oder Werkzeuge)
- direkte Schläge oder Stöße gegen harte Gegenstände
Symptome
Typische Anzeichen einer Fingerfraktur sind:
- Plötzlicher, starker Schmerz im betroffenen Finger
- Schwellung und Hämatom (Bluterguss)
- Bewegungseinschränkung oder Unfähigkeit, den Finger zu beugen oder zu strecken
- Sichtbare Fehlstellungen oder Verkürzung des Fingers
- Krepitation (knirschendes Geräusch beim Bewegen)
- Wunde mit sichtbarem Knochen (bei offenen Frakturen)
Diagnostik
Zur Diagnosestellung erfolgt zunächst eine gründliche klinische Untersuchung, bei der auch die Beweglichkeit, Durchblutung und Sensibilität geprüft werden. Ein Röntgenbild in zwei Ebenen ist die Standarduntersuchung zur Darstellung des Frakturmusters. Bei komplexen oder gelenknahen Brüchen kann zusätzlich eine CT oder MRT erforderlich sein.
Behandlung
Die Therapie richtet sich nach Art, Lokalisation und Schwere der Fraktur:
Konservative Behandlung
Unverschobene und stabile Frakturen lassen sich meist ohne Operation behandeln. Der Finger wird in einer Schiene oder durch einen Tape-Verband (z. B. Zügelverband oder Stack-Schiene) ruhiggestellt. Die Ruhigstellung dauert meist 3 bis 6 Wochen. Eine frühzeitige Mobilisation nach dem Abheilen ist wichtig, um Bewegungseinschränkungen zu vermeiden.
Operative Behandlung
Ist der Bruch verschoben, instabil oder betrifft ein Gelenk, ist häufig eine Operation notwendig. Hierbei kommen Techniken wie Drahtosteosynthese (Kirschner-Drähte), Schrauben oder Mini-Platten zum Einsatz. Ziel ist es, die anatomische Stellung wiederherzustellen und die Funktion zu sichern. Auch offene Frakturen müssen chirurgisch versorgt und sorgfältig desinfiziert werden, um Infektionen zu vermeiden.
Heilungsverlauf und Prognose
Die Heilungsdauer beträgt meist 4 bis 8 Wochen. Entscheidend für ein gutes Ergebnis ist die frühzeitige Mobilisation nach der Ruhigstellungsphase, um Gelenkversteifungen und Sehnenverklebungen zu verhindern. Die Prognose ist bei richtiger Therapie in der Regel gut. Ohne adäquate Behandlung können jedoch Komplikationen wie Fehlstellungen, chronische Schmerzen, Bewegungseinschränkungen oder Arthrose im betroffenen Fingergelenk entstehen.
Kurzinfos zum Eingriff
Dauer | 30-45 Minuten |
Narkose | Lokalanästhesie |
Erholungszeit | 6-8 Wochen |

Häufige Fragen
Vor dem Eingriff
Wann rät der Arzt zu diesem Eingriff?
Wir operieren Fingerfrakturen, wenn der Bruch verschoben, instabil, gelenkbeteiligt oder mehrteilig ist. Auch bei offenen Frakturen, Rotationsfehlstellungen oder Begleitverletzungen von Sehnen, Nerven oder Gefäßen ist meist eine Operation notwendig, um die Fingerfunktion dauerhaft zu sichern.
Welche Alternativen gibt es zu dieser Operation?
Als Alternative zur Operation kommt eine konservative Behandlung infrage, z. B. durch Schienen, Verbände oder Tape. Diese Methode eignet sich bei stabilen, unverschobenen Frakturen ohne Gelenkbeteiligung. Ziel ist eine sichere Heilung mit frühzeitiger Mobilisation, um Bewegungseinschränkungen und Versteifungen zu vermeiden. Regelmäßige Kontrollen sind wichtig.
Wie bereite ich mich optimal auf den Eingriff vor?
Vor einer Fingerbruch-Operation sollten Sie alle Medikamente mit uns besprechen, insbesondere Blutverdünner. Da die Standartversorgung Lokalanästhesie (nach einem speziellen für Handchirurgen entwickelten Verfahren) vorsieht ist keine besondere Vorbereitung notwendig. Nur in Ausnahmenfällen und besonders auf Patientenwunsch wird diese Operation in Allgemeinnarkose durchgeführt. Dies bedeutet für Sie weniger Erholungsphase postoperativ und weniger Kreislaufbelastung. Achten Sie auf Hygiene, entfernen Sie Schmuck am betroffenen Arm und organisieren Sie Unterstützung für den Operationstag. Berichten Sie über Vorerkrankungen und Allergien im Aufklärungsgespräch.
Muss ich vor der Operation Medikamente absetzen?
Blutverdünner (außer beispielsweise Thrombo-Ass) oder anderweitige Medikamente (wie beispielsweise gewisse Rheumamedikamente) müssen häufig vor einer Operation pausiert werden.
Darf ich vor dem Eingriff essen oder trinken?
Da der Eingriff in der Regel in einer örtlichen Betäubung (Lokalanästhesie) durchgeführt wird, gibt es in der Regel keine Einschränkungen. Bei einer Vollnarkose sollten Sie sechs Stunden vorher nichts essen und zwei Stunden vorher nichts trinken.
Welche Untersuchungen sind vorab notwendig?
Es erfolgt eine klinische Untersuchung, sowie eine Röntgen und Ultraschalluntersuchung, um die Diagnose zu sichern und den Eingriff zu planen. Um den Bruch (Fraktur) genauer analysieren zu können wird vor der Operation eine Computertomografie durchgeführt. In seltenen Fällen ist eine MRT-Untersuchung notwendig, um mögliche weitere Ursachen zu evaluieren.
Während des Eingriffs
Was geschieht bei diesem Eingriff genau?
Bei der Operation wird die Fraktur anatomisch reponiert und durch Stahldrähte unterschiedlicher Dicke (meist zwischen 0,8-1,4mm) fixiert. Dies stellt ein von Haut und Sehnen gedecktes Verfahren dar. Bei einer offenen Operation wird die Haut eröffnet und die darunterliegenden Strukturen dargestellt. Diese Verfahren wird haupsächlich bei komplexen Frakturen angewendet. Auch können bei einem offenen Verfahren Platten und Schrauben zur Fraktur retention eingesetzt werden. Welches Verfahren für Sie das Richtige ist wird vor der Operation ausführlich mit Ihnen besprochen.
Wie lange dauert der Eingriff?
Der Eingriff dauert normalerweise etwa 10-20 Minuten , pro Finger. Rechnen Sie jedoch mit Vor- und Nachbereitungszeit ca. 60 Minuten ein.
Welche Betäubungsmethode wird in der Regel angewandt?
Meist erfolgt der Eingriff unter Lokalanästhesie. In seltenen Fällen wird eine Vollnarkose genutzt.
Wird der Eingriff stationär oder ambulant durchgeführt?
Nach der Operation können Sie am gleichen Tag nach einer kurzen Beobachtungszeiten wieder nach Hause gehen.
Nach dem Eingriff
Wie lange dauert die Genesung?
Die Genesungsdauer von der Art der Operation ab. Die Genesungsdauer ist jedoch bei offenen als auch bei gedeckten Operationsverfahren mit 6-8 Wochen die Gleiche. Die Stifte werden standartmäßig nach 4 Wochen entfernt. Platten verbleiben bis zur vollständigen Heilung und werden je nach Endzustand entfernt oder belassen. Eine gewisse leichte Schwellung oder Narbenverhärtung und manchmal noch Restschmerzen können in manchen Fällen über eine längere Zeit bestehen bleiben. Sehr gute Ergebnisse können in etwa bis zu 80% erreicht werden, wobei eine Restsymptomatik bestehend bleiben kann.
Was muss ich in der ersten Woche nach der Operation beachten?
Die operierte Hand sollte geschont, gekühlt und hochgelagert werden. Sobald es der Heilungsfortschritt zulässt wird die angelegte Schiene bzw. der Gips abgenommen um eine ehestzeitige Mobilistation des betroffenen Fingers zu ermöglichen. Die Wunde muss zudem trocken und sauber gehalten werden, um das Risiko einer Infektion zu minimieren. Besonders Brüche welche mit Stiften fixiert wurden müssen 1x pro Woche , in unserer Ordination gereinigt werden. Zusätzlich wird ehestmöglich mit einer postoperativen Lymphdrainage
Wann kann ich meinen Alltag wieder aufnehmen?
Leichte Tätigkeiten sind je nach Tätigkeit nach wenigen Tagen bis zu zwei Wochen möglich. Für schwerere Arbeiten oder Sport sollten Sie je Betätigung und Beschwerden etwas länger pausieren. Der Einsatz grober Kraft und das Heben schwerer Gegenstände sollte jedoch erst ab dem 3ten Monat erfolgen.
Wie wird die Narbe gepflegt?
Bei der minimal-invasiven Variante erfolgen nur 2 Nadelstiche, welche in der Regel schnell verheilen und nur verbunden werden.
Im Falle einer Operation sollte die Narbe sauber und trocken gehalten werden. Nach dem Fadenzug können spezielle Cremes oder Pflaster helfen, die Heilung zu fördern.
Was geschieht, wenn Komplikationen auftreten?
Wenn starke Schmerzen, Rötungen, Schwellungen oder Bewegungseinschränkungen auftreten, sollten Sie umgehend in unserer Ordination vorstellig werden. Je nach Befund wird das weitere Vorgehen festgelegt.
Wann findet der nächste Kontrolltermin statt?
Der erste Kontrolltermin findet standartisiert am 2ten post Op Tag statt um die Wunde / Stifte, Schwellung und den Behandlungsverlauf zu überprüfen. Nähte werden nach 14 Tagen entfernt und bei Stiftfixationsmethode werden diese 1 mal pro Woche gereinigt bis zu deren Entfernung nach 4 Wochen.
Risiken und Einschränkungen
Wie hoch ist das Risiko für Komplikationen?
Das Risiko ist gering anzusehen, umfasst jedoch mögliche seltene Infektionen, Blutungen oder Gefäß- und Nervenverletzungen. Beides kann sowohl bei der offenen Operation wie auch der minimal-invasiven Variante vorkommen, ist jedoch in Summe sehr selten.
Welche Nebenwirkungen können auftreten?
Vorübergehende Rötung , Schmerzen und Schwellungen können auftreten, klingen aber in der Regel schnell ab. Eine Verhärtung der Narbe kann gelegentlich über Monate bestehen bleiben, bessert sich aber auch in der Regel mit der Zeit. Leichtes Kribbel oder eine Mindersensibilität kann vorübergehend sein, jedoch im Falle einer Nervenverletzung auch bestehen bleiben und muss genau abgeklärt werden.
Ist der Eingriff für jeden geeignet?
Grundsätzlich ist der Eingriff bei allen Patient:Innen durchführbar. Menschen mit schweren chronischen Erkrankungen, Durchblutungsstörungen und Wundheilungsstörungen sollten den Eingriff jedoch sorgfältig abwägen.
Beeinträchtigt der Eingriff dauerhaft die Beweglichkeit oder Funktion?
In den meisten Fällen wird die Funktion vollständig oder nahezu vollständig wiederhergestellt. Dauerhafte Einschränkungen , besonders endlagiges Streck- als auch Beugedefizit des betroffenen Fingers und dessen benachbartes Gelenk, ist eine häufige Komplikation welche jedoch auch durch die Verletzung selbst verursacht wird.